Indikationen der Ganzkörperkältetherapie in der Kältekammer für Mediziner
Bei der Schuppenflechte führt die Autoaggressivität des Immunsystems zu einer chronischen Entzündung der Haut. Offenbar durch den Entzündungsreiz bedingt, erhöhen die Keratinozyten ihre Teilungsgeschwindigkeit. Das Ergebnis ist eine Hauterneuerung innerhalb von im Mittel fünf bis sechs Tagen gegenüber etwa einem Monat bei gesunder Haut. Der normale Abnutzungsprozess der Haut ist gestört und es kommt zu einer krankhaften Schuppenbildung. Die erkrankten, scharf begrenzten Hautareale jucken häufig sehr stark.
Auch für die Schuppenflechte konnten auf einigen Genen Defekte gefunden werden, die wahrscheinlich für ihre Entstehung verantwortlich gemacht werden können.
Unterschieden werden die gewöhnliche Schuppenflechte (Psoriasis vulgaris), die Bläschen bildende Form (Psoriasis pustulosa) und die Psoriasis-Arthritis, bei der, wie es der Name sagt, gleichzeitig eine Entzündung von Gelenken vorliegt. Die Ausbildung der einzelnen Psoriasisvarianten kann im Laufe des Lebens wechseln, es können auch mehr als eine Art gleichzeitig auftreten. Der Frühtyp der Erkrankung (Beginn im zweiten Lebensjahrzehnt) scheint stärker genetisch gebunden zu sein als der Spättyp (5./6. Lebensjahrzehnt). Die Krankheitsaktivität kann recht stark variieren, allgemein bekannt ist der Verlauf in Schüben.
Da die Schuppenflechte noch nicht geheilt werden kann, richtet sich das Hauptaugenmerk auf die symptomatische Therapie. Neben der lokalen Behandlung – häufig mit Salben – werden Medikamente mit systemischer Wirkung, daneben auch Eingriffe in das Immunsystem, die Foto- und Lasertherapie und spezielle Kurortbehandlungen angewendet.
Die Ganzkörperkältetherapie ist erst in den letzten Jahren in das Therapiespektrum der Schuppenflechte getreten. Sie wird inzwischen von vielen Kältetherapiezentren praktiziert und auch von Selbsthilfeorganisationen empfohlen. Es liegen inzwischen durchaus positive Erfahrungen vor. Ein Behandlungszyklus sollte etwa zwei Wochen mit 25 bis 30 Kälteexpositionen umfassen. Die stationäre, mit einem Milieuwechsel verbundene Behandlung ist der ambulanten Therapie vorzuziehen. Lokal applizierte Therapeutika, etwa Salben, müssen vor dem Kammergang sorgfältig entfernt werden. Hinsichtlich der Wirkung der Kälte bei den einzelnen Psoriasisformen sind die bisherigen Erfahrungen unterschiedlich. Am besten scheint die gewöhnliche Schuppenflechte auf den Kältereiz zu reagieren. Schon nach einigen Therapietagen lässt der Juckreiz nach und die Schuppung verläuft weniger intensiv. Gute Therapieerfolge mit Rückbildung der Krankheitsherde bis auf eine Hautrötung ohne Juckreiz sind möglich. Obwohl schwerer durch die Ganzkörperkälte beeinflussbar, sind auch bei den anderen beiden Formen der Schuppenflechte therapeutische Effekte erreichbar, einschließlich einer Minderung der Entzündungszeichen an den betroffenen Gelenken.
Man kann davon ausgehen, dass die therapeutische Wirkung mehrere Monate andauert. Übrigens ist es sinnvoll, die Kälte nicht nur bei beginnendem akuten Schub oder in dessen Verlauf einzusetzen, sondern auch prophylaktisch im schubfreien Intervall.
Zur Stabilisierung des Behandlungserfolgs sollten – wie übrigens auch bei den anderen genannten Therapien – gegebenenfalls krankheitsfördernde Faktoren wie Genussmittelkonsum und Übergewicht nicht außer Acht gelassen werden. Von mit entscheidender Bedeutung für den Therapieerfolg ist die Berücksichtigung der psychischen Komponente der Schuppenflechte. Das wird heute kaum noch bestritten, zumal einseitige Therapiekonzepte nicht den gewünschten Erfolg gezeitigt haben. Stressverarbeitungsstörungen können die Symptomatik verstärken, beziehungsweise an ihrer Auslösung beteiligt sein, auch mit Zeitverzögerungen.
Die Integrität der Haut ist für das Sozialverhalten besonders wichtig. Das persönliche Erscheinungsbild wird durch sie stark geprägt. Sichtbar krankhafte Zustände der Haut beeinträchtigen das Selbstbewusstsein und können sich auf die soziale Integration negativ auswirken. Nicht selten entwickeln sich hieraus dann weitere gesundheitliche Störungen, auch mit Krankheitswert. Im Vorfeld der Ganzkörperkältetherapie (beziehungsweise parallel dazu) sollte deshalb das individuelle Problemverhalten mit Hilfe des behandelnden Arztes analysiert werden, gegebenenfalls auch unter Hinzuziehung eines psychologischen Therapeuten.
Bemühungen um die Regulierung des zentralen Aktivitätsniveaus und die Korrektur eines möglicherweise gestörten Schlafverhaltens werden, wie wir gesehen haben (im Buch Abschnitt 3.9 und auch 4.7), durch die Kälteanwendung wirkungsvoll unterstützt. Ein Entspannungsverfahren sollte dauerhaft praktiziert werden.
Für hilfreiche weiterführende Informationen zur Ganzkörperkältetherapie bei −110 °C und den Wirkungsmechanismen empfehlen wir das Buch "Die Kraft aus der Kälte" von Prof. Dr. sc. med. Winfried Papenfuß, erschienen bei der Edition K, Wolfsegg. Daraus wurden auch weite Teile des Inhalts dieses Internetauftritts entnommen.
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