Indikationen der Ganzkörperkältetherapie in der Kältekammer für Mediziner
Die Multiple Sklerose ist eine immunvermittelte chronisch entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems (12), die durch eine Vielzahl von Symptomen gekennzeichnet ist, die häufig nach Vorkommen und Intensität wechseln. Neben den immunvermittelten Störungen treten auch degenerative Veränderungen im Nervensystem auf, bei denen der oxidative Stress als auslösend angesehen wird. Die Sauerstoffradikale haben Einfluss auf die Demyelinisierung (Zerstörung der umhällung von Nervenfasern). In diesem zusammenhang ist von Bedeutung, dass der totale antioxodative Status durch die Ganzkörperkältetherapie erhöht wird (47). Die Erkrankung kann in Schüben, auch mit Rückbildung der Symptome, oder chronisch fortschreitend verlaufen. Auch die Multiple Sklerose kann noch nicht ursächlich, sondern nur symptomatisch behandelt werden.
Viele Betroffene berichten immer wieder, dass Kälte als wohltuend empfunden wird. Das Allgemeinbefinden würde sich bessern. Hiervon ausgehend und unter Berücksichtigung der positiven Wirkung extremer Kältereize auf die spastische Muskulatur haben schon vor mehreren Jahren einige Kältetherapiezentren damit begonnen, die Multiple Sklerose mit Ganzkörperkälteanwendungen zu behandeln. Inzwischen liegen klinische Beobachtungen vor, die die positive Kältewirkung unterstreichen. Die Ergebnisse stellen sich wie folgt dar:
Es ist anzunehmen, dass diese Behandlungsergebnisse auf die beschriebene Mehrkomponentenwirkung der Ganzkörperkältetherapie (Beeinflussung des zentralen Aktivitätsniveaus, Regulierung der Muskelaktionen, Entzündungshemmung, Schmerzlinderung) zurückzuführen sind.
Nach bisherigen Erfahrungen sollte die Ganzkörperkältetherapie jährlich zweimal für zwei bis drei Wochen, zwei Expositionen täglich, angewendet werden, vorwiegend in Verbindung mit gymnastischen Übungen, die gezielt die individuell ausgeprägte Symptomatik berücksichtigen. Die Empfehlung für die Therapiefolge basiert auf der Erkenntnis, dass die Zustandsbesserung sich etwa linear zur Therapiedauer, nämlich zwei bis drei Wochen, verhält. Obwohl auch kürzere Kältebehandlungen bereits gute Erfolge zeitigen können, sollte man wissen, dass sie nicht das Erreichbare darstellen. Andere, bereits vorher angesetzte Behandlungen müssen fortgeführt werden. Änderungen, wenn überhaupt, sollten nur nach Konsultation des behandelnden Arztes vorgenommen werden.
Es ist von besonderer Bedeutung, die individuell erforderliche und verträgliche Dosis der Ganzkörperkälteanwendungen in Abhängigkeit von der Fähigkeit, auf die extremen Reize auch adäquat reagieren zu können, zu bestimmen. Voraussetzung dafür ist eine aufgeschlossene Mitarbeit des Betroffenen. Es muss darauf geachtet werden, dass bei Besserung des Zustands die körperliche Belastung nicht den Bereich des Wohlbefindens überschreitet. Die mitunter erstaunliche Symptomminderung unter der Therapie kann leider dazu verleiten!
Prof. Papenfuß hatte im April 2005 mehr oder weniger zufällig die Gelegenheit, im Kurzentrum Bad Bleiberg in Kärnten Mitglieder von Multiple-Sklerose-Selbsthilfegruppen aus Abensberg und Nürnberg kennen zu lernen, die dort zur Kältetherapie weilten. In sehr angenehmen und zugleich anregenden Gesprächen erhielt ich von ihnen viele wertvolle Informationen zur Wirkung der Ganzkörperkältetherapie bei ihrem Krankheitsbild. Dafür möchte er sich ganz herzlich bedanken.
Für hilfreiche weiterführende Informationen zur Ganzkörperkältetherapie bei −110 °C und den Wirkungsmechanismen empfehlen wir das Buch "Die Kraft aus der Kälte" von Prof. Dr. sc. med. Winfried Papenfuß, erschienen bei der Edition K, Wolfsegg. Daraus wurden auch weite Teile des Inhalts dieses Internetauftritts entnommen.
Das eingängige Standardwerk eignet sich gleichermaßen für Fachleute und interessierte Leser. Gerne leiten wir Ihre Bestellung des Buches "Die Kraft aus der Kälte" direkt an den Verlag weiter.